Wing Chun entstand in Südchina, aus diesem Grund sind alle Begriffe in Kantonesisch, der Sprache Südchinas, gefasst. Kantonesisch unterscheidet sich von Mandarin (chin. Hochsprache) hauptsächlich durch seine Tonalität (da jede Silbe auf 6 unterschiedliche Weisen betont werden kann) und durch die Aussprache, viele Begriffe ähneln sich nicht einmal. Allerdings benutzt das Kantonesische die gleichen Schriftzeichen wie das Mandarin-Chinesisch, so ist es möglich, sich zu verständigen ohne das man gegenseitig die Sprache des anderen spricht. Man malt sich einfach die Schriftzeichen in die Hand.
Wir legen im Training zwar keinen all zu großen Wert auf die korrekte Aussprache, da dieses eine lange und regelmäßige Übung erfordern würde, trotzdem behalten wir sie aus folgenden Gründen bei.
1. Verständlichkeit: Im Wing Chun sprechen alle eine gemeinsame Sprache, egal wo es trainiert wird, nämlich die Bezeichnung der Techniken, die überall sehr ähnlich ist. D.h. mit dieser Nomenklatur können wir uns mit Gleichgesinnten austauschen und wissen immer was gemeint ist, egal ob in einer Schule in Hongkong oder auf einem Seminar in New York. Sie sind so kurz und prägnant, dass sie sich hervorragend für das Training eignen – Bong Sao ist schneller gesagt, als "Schwingenarm" und Tan-Sao einfacher als "Handfläche-oben-Hand". Jede Kunst hat seine Nomenklatur, so auch das Wing Chun, und will man in die Kunst eintauchen, ist es wichtig auch die Fachbegriffe zu kennen, ähnlich einem Golfspieler, der wissen sollte, was eine Bogey ist!
2. Tradition: Die Heimat und Herkunft des Wing Chun ist Südchina und Hongkong und Yip Man und seine Schüler haben diese Bezeichnungen geprägt. Wenn wir nun das Wing Chun und seine Traditionen erhalten und weiter geben wollen, so müssen wir auch die Begriffe erhalten und sie ehren. Wing Chun ist nun mal durch die chinesische Kultur geprägt und ein Teil von ihr, wollen wir Wing Chun verstehen, also die Prinzipien und Konzepte, können wir das nur, wenn wir auch die Geschichte verstehen in der es entstanden ist, und dazu gehören auch die Begriffe, die im Gegensatz zu anderen chinesischen Kampfkünsten extrem einfach und funktionell sind.
Handtechniken
Biu Gee Sao (Biu-Tze-Sao) - stoßende Fingertechnik
Bong Sao - Schwingenarm
Chang Sao - Spatenhand
Chau Chong Kuen - Uppercut
Da - Stoß/Schlag
Dong Sao - Aufsteigender Arm
Fat Sao - Peitschenarm
Fook Sao - Brückenhand
Gaan Sao - hackender/schneidender Arm
Goa Sao - Vorstoßende Hand
Gum Sao - Handflächenstoß/Unterdrückende Hand
Gwat Sao - Wischende Hand
Huen Sao - Zirkelhand
Jeung Sao - Handflächenstoß
Jong Sao - Bereitschaftspostition der Hände
Jum Sao - sinkender Ellenbogen
Jut Sao - Schockhand
Kao Sao - innerer Schwingenarm
Kam Sao - greifende Hand
Kiu Sao - Brückenarm
Kuen - Faust
Kwai Jarn - schräger Ellenbogenschlag
Kwun Sao - rotierende Arme
Lan Sao - Riegelarm
Lap Sao - ziehende Hand
Lin Wan Kuen - Kettenfauststöße
Man Sao - suchende/fragende Hand
Mang Geng Sao - Nackenzug Technik
Ng Lui Kuen - 5 Donner Fäuste
Pak Sao - kontrollierende Hand
Pie Jarn - Ellenbogenschlag
Pou Paai Jeung - Doppelhandflächenstoß aus der Holzpuppenform
Sao Kuen - zurückziehende Hand/Ellenbogenschlag
Shang Kuen - Doppelfaust
Shat Geng Sao - Kehlkopfschlag
Tan Sao - Handfläche oben Hand
Ting Jarn - Stechender Ellenbogen
Tok Sao - hebende Hand
Tut Sao - Befreiende Arme
Won Sao - Schlingen Arme
Wu Sao -schützende Hand
Stand & Schrittarbeit
Yee Chi Kim Jeung Ma - Neutraler Stand
Hoi Ma - das Einnehmen des Standes
Jeun Ma - Schrittarbeit
Ju Sun Ma - gewendeter Stand
Ju Sun Kuen - Fauststoß mit Wendung
Kwun Ma - Langstock Stand
Saam Kok Bo - Vorwärtsschritt
Huen Bo - Zirkelschritt
Bong Gerk - nach innen Block/Tritt
Jap Gerk - nach aussen Block/Tritt
Übungen
Chi Sao - Klebende Hände; Gefühls-, Reflex- und Reaktionstraining
Dan Chi - einarmiges Chi-Sao
Guo Sao - Anwendungstraining, Brücke zwischen Chi Sao und Lat Sao
Kuen To - Form
Lat Sao - Sparring, Freikampf
Nuk Sao - Gleichzeitigkeitszyklus
Poon Sao - rollende Arme
Formen
Siu Nim Tao - „Kleine Idee“ - Standform
Chum Kiu - „Suchende Arme“ - Schrittform
Biu Gee (Biu Tze) - „Stoßende Arme/Finger“ - Schlangenform
Muk Yang Chong - Holzpuppenform
Luk Dim Boon Kwun - "Sechseinhalb Punkt Stockform" - Langstockform
Baat Cham Dao - "8 Wege der Messer" - Doppelmesserform
Familienverhältnisse
Si Jo - Urgroßvater/Stilgründer
Si Gung - Großvater
Si Pak - Onkel
Dai Sifu - Sifu eines Sifus
Sifu - väterlicher Lehrer
Si Mo - Frau eines Sifus
Si Hing - älterer Kung Fu Bruder
Si Je - ältere Kung Fu Schwester
Si Dai - Schüler des Sihing
To Dai - Schüler des Sifu
Sonstige Begriffe
Wing Chun - Strahlender Frühling
Saam Pai Fut - dreimalige Verehrung Buddhas
Kwun - Stock
Dao - Säbel/Messer
Tao/Dao - Weg
Wu Wei - „Handeln durch Nichthandeln!“ - Daoistisches Prinzip
Dim Dim Ching - „Eines nach dem anderen!“- Daoistisches Prinzip