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Wing Chun Kettenfauststöße

Dominic Schafflinger • 30. Dezember 2019

Anwendung oder Trainingsmethode?

Wing Chun Kettenfauststoß, DAOCONCEPTS Salzburg

Während meiner jahrelangen Unterrichtstätigkeit wurde mir diese Frage immer wieder gestellt und ich musste mich mit Kritik an den Kettenfauststößen oder falsch verstandenem Allvertrauen in ebendiese auseinandersetzen. Vor ein paar Wochen las ich dann einen Artikel der „Wing Chun Illustrated“, der genau dieses Thema behandelte. Sifu Donald Mak fasste hier die wichtigsten Konzepte und Ideen zu den sogenannten „Kettingern“ zusammen und ich kam ins Grübeln. Nicht, dass ich nicht in den wichtigsten Punkten mit ihm übereinstimme. Nein, es ging mir nun mehr um die Entstehung meiner Überzeugungen und um die Ideen meiner Schüler. Meist erlebte ich zwei völlig konträre Standpunkte, wenn es um Fauststöße ging. Die meisten Anfänger vertrauen den Kettenfauststößen nach einiger Zeit blind, fest davon überzeugt, dass diese eine perfekte Erfindung des Wing Chun sind und ihnen in jeder Bedrohungslage zum Sieg verhelfen werden. Aber dann war da auch noch die andere Seite, nämlich jene, die vorher, oder parallel, andere Kampfsportarten trainierten. Boxer sind den Kettenfauststößen gegenüber meist sehr kritisch eingestellt, wenn sie diese erlernen, da sie sie für ungeeignet halten, gegen erfahrenen Kämpfer damit anzutreten. Dieser Kritik musste ich als Lehrer immer wieder begegnen und versuchen diese zu entkräften bzw. ins rechte Licht zu rücken. In meiner eigenen Entwicklung waren es zu Anfang meiner Wing Tsun „Karriere“ die sogenannten Blitz-Kombis, die ich als höchst selbstverteidigungstauglich empfand. Die Kettenfauststöße waren eher die letztmögliche Notlösung. In meiner Vorstellung wiesen diese, spätestens vor Gericht große Schwierigkeiten auf, da fünf bis sieben Fauststöße ins Gesicht wohl schnell als übertriebener Selbstschutz gedeutet werden könnten, und ich somit vor Gericht nun auch noch dafür bestraft werden würde, wenn ich mich mit diesem Mittel verteidigte. Nichts desto trotz erachtete auch ich sie damals als extrem effektives Mittel in absoluten Notsituationen. Mit den Jahren und der Auseinandersetzung mit anderen Kampfkünsten und einiger Sparringerfahrung, gelangte ich zu dem Schluss, dass wohl andere Techniken wie Jabs, Haken und Uppercuts besser geeignet wären, um in einem Kampf zu bestehen. Viele Konzepte borgte ich aus anderen Kampfkünsten, um Probleme zu lösen, auf die mir Kettenfauststöße (und andere Wing Tsun Techniken) keine Antwort gaben. Als ich anfing mich vor Jahren auch mit anderen Wing Chun Stilen auseinanderzusetzen, änderte sich meine Meinung langsam. Die einprägsamste Erfahrung hier war wohl der Kontakt mit dem Ving Tsun Wong Shun Leung’s in der Linie Philipp Bayer’s. Nun hatte ich ein völlig neues, funktionales Bild zu den „Kettingern“ und ihrer Verwendung gewonnen.

Heute würde ich die Frage nach der Effektivität der Kettenfauststöße mit Ja und Nein gleichzeitig beantworten. Sifu Mak ist in seinem Artikel der Meinung, dass gerade die in den Ip Man Filmen gezeigten Kettenfauststoßtechniken nicht realistisch sind und er hat vollkommen recht. Kein Kämpfer benötigt 10 Fausstöße auf die Brust des Gegners um diesen zu Boden zu schicken, bzw. auszuknocken Es gibt nur zwei Möglichkeiten bei einem Fauststoß, entweder er trifft, oder er trifft nicht. 
Wenn der Fauststoß trifft, benötigen wir ein bis drei wirklich kräftige, aufeinanderfolgende Fauststöße um einen Gegner auszuschalten. Wenn wir mehr benötigen, wird es für uns gefährlich, denn dann wird der Gegner durch die Ersten, die er anscheinend erfolgreich schlucken konnte, nur noch wütender und es entwickelt sich ein Schlagabtausch. In diese, Fall verwende ich wieder keine Kettenfauststöße, sondern ChiSao Fähigkeiten und schnelle Reflexe, um seine Angriffe abzuleiten und mich zu schützen.

Wenn der Fauststoß nicht trifft, wird der Gegner ausgewichen sein, entweder seitlich oder nach hinten. Nun ist es nicht ratsam, ihn mit immer der gleichen Technik zu verfolgen, denn so kann er antizipieren und uns um unseren Fauststoß herum angreifen. Auf Youtube gibt es zuhauf Videos, die die Wirkungslosigkeit solcher falsch verstandenen Kettentechniken demonstrieren. Ein nicht kleiner Teil der Vorurteile, dass Wing Chun in Wirklichkeit gar nicht funktioniere, leitet sich von den Niederlagen dieser Kettenfauststoßfetischisten ab, denn auch sie haben die Technik des Fauststoßes falsch verstanden, oder falsch gelernt bekommen.

Aber sehen wir uns die Trainingsmethode erst einmal an…

Eine alte Wing Chun Regel besagt, man sollte jeden Tag Kettenfauststöße üben, diese sollten so schnell und so locker wie möglich ausgeführt werden. Tunlichst vermeiden wir, den Bizeps anzuspannen und werfen unsere Fäuste nach vorne. Meine gesamte Gelenkskette ist bei den Fauststößen locker, die Schultern entspannt und nicht nach oben gezogen. Allerdings muss der Ellenbogen gleichzeitig immer schwer bleiben, d.h. nach unten ziehen und nach voller Streckung des Arms sofort wieder leicht abwinkelt werden (auch wenn ich Anfänger Schritt für Schritt unterrichte und diesen erst einmal beibringe den Arm durchzustrecken, um so sich selbst und die Position kontrollieren zu können). Die richtige Übung beruht auf dem Prinzip der endlosen Wiederholung, um dadurch die korrekte Kraftübertragung zu erlernen, die Muskeln, welche für diese Bewegung benötigt werden zu trainieren, die korrekte Körperhaltung einzunehmen und diverse andere Aspekte zu üben. Kungfu ist „bitter essen“ wie ein chinesisches Sprichwort sagt, und so ist es auch bei den Fauststößen. Erst wenn diese 10.000 Mal „verdaut“ wurden, stellt sich Effektivität ein und darum werden die Fauststöße an einer „Kette“ aneinandergereiht.
Die Anwendung am Partner oder Gegner gestaltet sich allerdings etwas anders, denn hier kann ich nicht einfach mit Kettingern auf ihn zustürmen und hoffen, dass er vor Schreck gelähmt stehen bleibt. Nein, ich benötige das richtige Timing und die richtige Postition. Sifu Mak erklärt, was Kettenfauststoß, auf Cantonesisch „Yat Jee Chung Kuen“, übersetzt bedeutet. Yat Jee bedeutet so viel wie die Sonne und meint die stehende Position der Faust, welche Ähnlichkeit mit dem chinesischen Zeichen für Sonne (Mandarin: rì,日) hat. Kuen bedeutet Faust oder Stil. Chung wird oft als Zentrum oder Mitte, wie in Zentrallinie gedeutet, aber mit einer etwas anderen Tonalität ausgesprochen bedeutet es noch etwas anderes, nämlich in etwas hineinstürmen. Und hier wird die Qualität des Fauststoßes deutlich. Wir benötigen einen entschlossenen Angriffsimpuls nach vorne, um unsere Fauststöße einsetzen zu können. Und woher bekommen wir diesen? Natürlich nur durch unsere Beinarbeit. Der Wing Chun Fauststoß hat keinen Wert, wenn ich mich nicht bewegen kann, dem Angriff des Gegners ausweiche und von der Seite hineinstürme oder direkt seinen Angriff mit meinem tiefen Ellenbogen oder einer andern Technik abfange, nur um gleichzeitig zu treffen. Ein Mal genügt dann meistens!

Im ChiSao benützen wir die Fauststöße um zu treffen, aber nicht getroffen zu werden, wir wechseln schnell die Seite und verschieben die Zentrallinie des Gegners mit unseren tiefen Ellenbogen, während wir schon angreifen, und können auf kürzeste Distanz noch Kraft übertragen um unseren Gegner auszuschalten. Trotzdem kann aus einem Fauststoß noch immer eine andere Technik, ein BongSao oder ein JumSao, werden – dafür müssen wir locker sein! Viele Techniken basieren auf der Ellenbogenkraft, die wir durch der Übung der Kettenfauststöße gelernt haben. Auch hier brauchen wir Timing, Flexibilität und eine gute Position zum Gegner.

Ein Fauststoß ist immer ein Ganzkörperschlag, wir bewegen uns mit jedem „Kettinger“ im Raum, blocken* mit ihm und formen ihn bei Bedarf zu einer anderen Technik um. Lebendig und effektiv wird der Fauststoß erst in Verbindung mit der richtigen Beinarbeit, dem entsprechenden Timing, und dann genügen auch ein bis drei Fauststöße. Mit richtig verstandenen Wing Chun Fauststößen kann man dann auch eingefleischte Boxer davon überzeugen, dass der „Yat Jee Chung Kuen“ effektiv ist. Doch das alles umzusetzen erfordert viel Training und Übung. Aus diesem Grund ab ins Training und 1000 Kettenfauststöße!!! 

Vielen Dank an Sifu Donald Mak für den Denkanstoß zu unserer grundlegendsten Technik.

Wer mehr zu dem Thema wissen möchte, dem empfehle ich die aktuelle Ausgabe der Wing Chun Illustrated (https://www.wingchunillustrated.com).

Verwendete Literatur:
Mak, Donald: Wing Chun Fighting Strategies: Part 1. Is Chain Punching Realstic and Effective? In: Wing Chun Illustrated. Issue 50, Oktober 2019.


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Im Chen Taijiquan ist es ein zentrales Thema, das eigene Zentrum zu bewahren. Dies meint, nicht seine Mitte zu verlieren und das nicht nur im körperlichen Sinne. Die grundlegende Idee stammt von Laozi, dem Ahnherrn des Daoismus: „Wer andere kennt, ist klug, Wer sich selber kennt, ist weise. Wer andere besiegt, hat Kraft. Wer sich selbst besiegt, ist stark. Wer sich durchsetzt, hat Willen. Wer sich genügen lässt, ist reich. Wer seinen Platz nicht verliert, hat Dauer. Wer auch im Tode nicht untergeht, der lebt.“ Die Aspekte die diesem Prinzip zu Grunde liegen sowie deren Umsetzung im täglichen Training sowohl als auch im Leben liegen sind Thema dieses Artikels. Die für unser Thema wichtige Zeile ist hier die Vorletzte: „Wer seinen Platz nicht verliert, hat Dauer“. Denn was oder wo ist dieser Platz? Es handelt sich nicht um einen Ort, sondern um unsere Position in uns selbst. Dieser Platz ist unsere Mitte. Die Dauer von der der Alte Weise hier spricht ist nicht in erster Linie eine zeitliche, sondern es ist die Konstantheit des Lebens damit gemeint. Die Kunst man selbst zu bleiben, unbeeinflusst von äusseren Aspekten. Wie wir noch sehen werden hat das aber beides durchaus auch mit unserm materiellen Leben, also mit Zeit und Raum zu tun. Somit könnte man die Übersetzung Wilhelms auch mit: „Wer seine Mitte nicht verliert, der überdauert alle Wirren der Welt“ übersetzen. Somit sehen wir, dass die Stärke, welche aus dem Bewahren unseres Zentrums hervorgeht es uns ermöglicht, die alltäglichen Hochs und Tiefs des Alltages zu bestehen und dabei wir selbst zu bleiben, uns quasi nicht vor Wut zu vergessen, nicht von Angst gelähmt zu werden oder uns von anderen Gefühlen voll vereinnahmen zu lassen. Auch Spaß birgt seine Gefahren wenn er pathologisch wird, denken wir nur daran, welche Freude Drogenabhängige, oder oft ganz einfach nur desillusionierte Jugendliche beim regelmäßigen Konsum schwerer Alkoholika, auf ihrem regelmäßigen Trip erfahren und dann von diesem Gefühl getrieben, von einem Rausch zum nächsten wandern und sich dabei immer weiter von sich selbst und ihren wahren Talenten und ihrem Platz in der Welt weg bewegen. Menschen können sich sogar selbst vergessen, wenn sie allabendlich vor dem Fernseher liegen und davon so paralysiert sind, dass sie nicht einmal merken, dass es für sie gesünder wäre, sich ab und an zu bewegen oder etwas für ihren Geist bzw. ihr Seelenleben zu tun. Das unsere Mitte leicht verloren gehen kann, wissen wir selbst alle aus bester eigener Erfahrung, es braucht uns oft nur jemand auf der Autobahn zu schneiden, oder sich eine familiäre Diskussion zu einem Streit auswachsen, hier sagen oder tun wir Dinge, die wir später bereuen und nie von uns gegeben hätten, wenn wir ein ruhiges Gemüt behalten hätten. Stress ist eines der besten Beispiele unserer Zeit, welches belegt, wie ungesund es auf Dauer ist, sich von seiner Mitte zu entfernen. Sind wir gestresst, sind wir nur mehr im Tun, wir versuchen, uns innerlich zerreißend, überall alles gleichzeitig zu erledigen, somit sind wir energetisch permanent im Aussen, unser Qi zerstreut sich in alle Richtungen ohne zielgerichtet wirken zu können. Deshalb fühlen wir uns nach einem stressigen Tag auch so matt und müde. Wir befinden uns nicht bei uns, daher nicht in unserer Mitte und auch können wir dadurch nicht „dauern“. Da wir im Stress nicht mit unserer Arbeit zurande kommen, die gerade noch vor uns liegt, laufen wir ihr nach und befinden uns somit gedanklich immer in der Zukunft, in der diese und jene Aufgabe noch auf uns wartet. Werden wir gemobbt, löst auch das Stress aus, weil wir nicht in der Gegenwart sein wollen, in der uns Menschen keine positive Energie entgegenbringen, bzw. leiden wir unter der Zukunft, weil wir ja wissen: „Morgen in der Arbeit bekomme ich wieder so richtig eines drauf.“ In Depression und apathische Melancholie können wir wiederum nur verfallen, wenn wir ständig unserer Vergangenheit nachtrauern, unser Gemüt wird hier von den schlechten Erfahrungen die bereits Hinterns liegen gespeist. Wären wir nur in der Gegenwart, hätten diese Erfahrungen keine Macht über uns, schließlich sind sie ja nur in unserer Erinnerung existent. Dauern kann jedoch nur jemand oder etwas, das ganz und gar im Jetzt da ist. Nehmen wir die Chinesische Mauer, könnten wir sagen, sie dauert, wenn sie noch nicht erbaut oder gar nicht mehr da wäre? Eher nicht. Wie sieht das nun in unserer Taijiquan Praxis aus? ENDE DER LESEPROBE... Wenn dich der Artikel neugierig gemacht hat, dann hol dir das Magazin oder schau auf die Seite des Taijiquan und Qigong Journals. Das ganze Magazin mit dem kompletten Artikel findest du hier – https://www.united-kiosk.de/fachzeitschriften/pflege-medizin/taijiquan-qigong-journal/ Hier gehts zur Seite des Taijiquan und Qiging Journals – https://tqj.de Beim Shooting für die Beitragsbilder versuchten wir Stress und das Finden der eigenen Mitte gegenüber zu stellen. Daraus wurde ein unglaublich lustiges Shooting, wie ihr euch wahrscheinlich vorstellen könnt, wenn ihr die Bilder unten betrachtet. Danke wie immer an meine 'Beste Fotografin der Welt' Theresa Hofmüller –  www.theresart.at
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Ich präsentiere euch in diese Beitrag vier Möglichkeiten den Geschmack frischer Kräuter mit in den Winter zu nehmen und diese haltbar zu machen.
von Dominic Gottfried Schafflinger 30. Juni 2020
Die Stadt Salzburg vergab am 22.6.2020 den Zuschlag für ein Arbeitsstipendium im Wert von 3000,— Euro an Dominic Schafflinger, der damit sein Projekt zur Entwicklung eines Mindfulness (Achtsamkeits) Workshops für die Horte und Kindergärten der Stadt Salzburg realisieren kann. Damit bekommen Kinder aus allen Gesellschaftsschichten die Möglichkeit an einem Trend zu partizipieren, der in der Psychologie sowie in Human Resources- und Management Prozessen seit Jahren Anwendung findet. Mindfulness trägt zu einer gesteigerten Emotionsregulierung bei, verringert Ängstlichkeit und steigert das Wohlbefinden, durch nichtbewertende Konzentration auf den gegenwärtigen Moment. Ein besonderer Fokus liegt darauf, das Konfliktverhalten der Kinder zu verbessern. Die Workshops gliedern sich nahtlos in die Gewaltpräventions- und Selbstbehauptungsworkshops von Dominic Schafflinger ein, die er seit Jahren für die Magistrate der Stadt Salzburg durchführt. So kann nun vermehrt auch die mentale Seite aktiv gecoacht werden. Dominic Schafflinger will hierfür mit anerkannten Experten auf dem Gebiet zusammenarbeiten. Das Projekt startet nun in die Entwicklungsphase und sollte pünktlich zum Start des Sommersemesters 2021 fertiggestellt sein. Dominic Schafflinger ist Entwickler der „Chinese Mindful Arts“ und Gründer von DAOCONCEPTS, Autor, Gründungsmitglied der „Chinese Martial Arts Union - Salzburg“ und freiberuflicher Lehrer für Kampf-, Bewegungs- und Meditationskunst und zertifizierte WCTAG (World Chen Xiaowang Taijiquan Association Germany) Lehrkraft. Seine Masterarbeit verfasst er gerade zur Kulturgeschichte der Mindfulness. Besonderer Dank gilt Bürgermeister Harald Preuner für die Bereitstellung der finanziellen Mittel, und Vizebürgermeister Bernhard Auinger für die Gewährung des Stipendiums. Dies unterstreicht das Interesse der Stadt an der Einbindung neuer Unterrichtskonzepte in Bildungseinrichtungen und damit in den Alltag der jüngsten Stadtbürger.
von Dominic Schafflinger 16. April 2020
In jeder Trainingseinheit, egal ob alleine, in der Gruppe oder mit Partner, sollten wir immer versuche diese vier Grundsätze der Bewegung berücksichtigt werden. Wir sollten immer wieder achtsam in uns hineinspüren und unseren Körper nach folgenden Grundsätzen ausrichten. Sie stellen die Basis für jedes gelungene Training und jeden Fortschritt innerhalb des Taijiquan dar! 1. Gesunken Wir lassen die Schwere nach unten sinken und sammeln sie nicht in unseren Oberkörpern. Die Knie sind immer gebeugt und wir sollten das Gefühl haben, dass unser Körpergewicht stark auf unsere Fersen drückt. Im geistigen meint das, dass wir immer mit beiden Beinen im Leben stehen und nicht als „Hans guck in die Luft“ herumlaufen sollten, unsere Ziele sollte ambitioniert aber realistisch sein, denn nur träumen bringt uns nicht zu Ziel, sondern, wie in der Taijipraxis, nur ‚harte, ausdauernde Arbeit an uns selbst‘. Dies ist übrigens die Übersetzung des chinesischen Begriffes Kungfu! 2. Entspannt Ohne Entspannung können wir nicht sinken, nur wenn unsere Gelenke geöffnet sind, kann das Körpergewicht nach unten sinken und wir können trotzdem mobil und beweglich bleiben, somit schließt die Entspannung auch die leichte und instinkthafte Beweglichkeit mit ein, die wir benötigen, um in einer angespannten Situation die richtige Entscheidung zu treffen, sei es körperlich in der Selbstverteidigung oder geistig in einem Streit oder einer Diskussion oder nur im (hoffentlich nur für die anderen) stressigen Arbeitsalltag. 3. Zentriert Eine entspannte Haltung erreichen wir nur, wenn wir es schaffen uns zu zentrieren und ganz in unsere Mitte zu sein, ansonsten wird immer Anspannung entstehen, weil wir ja den Körper dauernd unnatürlich aufrecht halten müssen und jedes Ungleichgewicht erzeugt Spannungen in diversen Muskelgruppen. Sinken wir aber entspannt in unsere Mitte, dann ist da irgendwann nichts mehr, dass wir halten müssen, der Körper erledigt das von alleine und zwar ohne Verspannungen und ohne durch diese Belastung krank zu werden, wir ruhen in uns selbst. Geistig wie körperlich wird es immer schwieriger uns aus der Mitte zu bringen, uns aufzuregen, da ist nichts mehr, dass uns aus dem Zentrum bringt, nichts mehr, dass uns von uns selbst entzweit. 3. Ganzheitlich "Bewegt sich ein Punkt, bewegen sich alle“ lautet ein altes Taiji Motto. Unser Körper bewegt sich als eine Einheit, alles ist verbunden und jeder Muskel und jedes Körperteil beteiligt sich an jeder Bewegung, somit arbeiten alles in uns zusammen, um eine Aufgabe zu lösen. Da die Bewegungen zentriert und entspannt sind, benötigen wir weniger Muskelkraft und kommen nicht mehr aus dem Gleichgewicht. Auch eine Kraft von aussen schafft es immer weniger auf uns einzuwirken, da wir diese durch unsere perfekte Körperausrichtung einfach neutralisieren. Und geistig handeln wir nun ganzheitlich, da ist kein Unterschied mehr zwischen unserem Herz, also den Gefühlen und unserem Verstand. Dadurch entsteht Entschlossenheit, die nicht mehr von Zweifeln geschwächt wird. Sobald wir uns wirklich für eine Sache entschieden haben, wird diese von uns als ganzer Mensch angegangen und unsere Kräfte verpuffen nicht mehr in einem Hin und Her. All diese Aspekte üben wir in der Stehenden Säule, den Seidenfäden, der Form und den Partneranwendungen. Je mehr wir üben und je besser wir werden, desto besser können wir dies dann auch im Alltag umsetzen. Bis irgendwann kein Unterschied mehr zwischen der Taiji-Praxis und dem Alltag da ist. Dann setzen wir das Prinzip im Leben um, was ja unser eigentliches Ziel sein sollte!
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